Mediensozialisation und Online-Verhalten

Ich suche gerade nach Wegen, wie ich meine Bachelorarbeit zur ePortfolioarbeit soziologisch “framen” kann, also in einem soziologischen Rahmen setzen kann. Es bietet sich an, dies über die Sozialisation und gesellschaftlicher Teilhabe zu tun. Dies ist ein Argument jedenfalls für das ePortfolio, wobei hier der Fokus liegt auf dem “e”. Hier geht es um Medienkompetenz. Man könnte sich auch über digital literacy annähern, aber damit mache ich in weiteres Themengebiet auf.

Besonders hilfreich bei den Recherchen war dafür die DIVSI U25-Studie “Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der digitalen Welt”.

Sozialisationsprozess und Teilhabe

Es gibt in dieser Studie ein ganzes Kapitel nur zu Mediensozialisation. S. 13-19

Auf Seite 161 kommt dann noch ein Kapitel zu “Digitale Teilhabe als Grundlage gesellschaftlicher Teilhabe”

Das heißt, folgende Aspekte interessieren mich besonders wenn ich mir ePortfolioarbeit in der Grundschule ansehe:

  • Aspekte der Mediensozialisation
  • Förderung und Sicherung der gesellschaftlichen Teilhabe durch Kompetenzerwerb.

“Eine Herausforderung für die Medienkompetenzbildung besteht daher darin, neue technische Entwicklungen in den Sozialisationsprozess zu integrieren und jungen Menschen einen sozial verantwortlichen und kompetenten Umgang zu ermöglichen.” (DIVSI U25-Studie, S. 15)

Eine Problematik dabei ist folgende (ebd, S. 16):

“Zahlreiche Kompetenzanforderungen liegen gegenwärtig im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie, -speicherung, -vermittlung und -verarbeitung. Dieses Wissen wird jedoch heute nicht mehr, wie es für gesellschaftliches Kompetenzwissen üblich war, von Generation zu Generation weitergegeben.”

Der Zusammenhang zwischen sozialer Teilhabe, digitaler Teilhabe und Bildungsniveau wird auf s. 99 der DIVSI U25-Studie näher beschrieben:

“Bildungsunterschiede sind auch mit Blick auf die Mediennutzung ein wichtiger Aspekt sozialer Ungleichheit. Die Art und Weise, wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Medien nutzen, steht in engem Zusammenhang mit ihrem formalem Bildungsniveau, das zudem häufig dem der Eltern entspricht. In Zeiten, in denen digitale Teilhabe auch gesellschaftliche und soziale Teilhabe bedeutet, kann dies umso fataler sein. Im Folgenden sollen daher exemplarisch zentrale Dimensionen gesellschaftlicher Teilhabe im Netz beleuchtet werden.”

Sehr relevant dabei ist auf S. 100 folgender Absatz:

“Ein Blick auf die genutzten Angebote bestätigt, dass eine stärker unterhaltungs- und kommunikationsgeprägte Nutzungsweise bei formal niedriger Gebildeten einer vielfältigeren Nutzungsweise bei den formal höher Gebildeten gegenübersteht, die das Internet auch als Informationsmedium (im klassischen Sinne) und Bildungsinstrument verstehen. Dieser Befund korrespondiert mit einem jeweils engen bzw. weiter gefassten Bildungsbegriff bei jungen Menschen unterschiedlicher formaler Bildungsniveaus. Der enge Bildungsbegriff der formal niedrig Gebildeten, der Lernen vor allem als curricular, an Schule gebunden und mit messbarem Erfolg in Form von guten Noten begreift, verstellt den Blick auf das Internet als ein Bildungsmedium. D. h. auch bei den formal niedriger gebildeten jungen Menschen ist der Umgang mit dem Internet eine Art des Lernens, jedoch häufig nicht in bewusster Form. Sie nutzen das Internet zwar seltener explizit für Schule, Ausbildung oder Studium, informieren sich auch seltener über Politik und Gesellschaft, aber sie nutzen ebenfalls die Möglichkeiten einer digitalisierten Dienstleistungsgesellschaft und üben damit wichtige Modi gesellschaftlicher Teilhabe aus. Auch wenn das Internet vorrangig Kommunikations- und Unterhaltungsmedium ist, werden hier auch Fähigkeiten und Fertigkeiten erworben. Nicht zuletzt wird Selbstverständlichkeit und Sicherheit im Umgang mit dem Netz sowie Vertrauen in eine digitalisierte Dienstleistungsgesellschaft ausgebaut. Dies sind wichtige und hilfreiche Voraussetzungen für eine Sicherung sozialer und gesellschaftlicher Teilhabe in der Zukunft.”

Das bedeutet, dass Internet ein Bildungsmedium ist, implizites Lernen findet im Internet statt. Formales Lernen ist nicht alles. Es wird betont, dass formal niedrig gebildete Internet eher als ein Unterhaltungsmedium gesehen wird und Bildung rein als formale Bildung in der Schule, messbar durch Noten gesehen wird. Dennoch erwerben sie implizites Wissen durch den Gebrauch des Internets als Kommunikations- und Unterhaltungsmediums. Damit wird die Selbstverständlichkeit und Sicherheit im Umgang mit dem Internet gestärkt, was auch die gesellschaftliche Teilhabe in der Zukunft sichert.

Wer sich mehr zutraut, der/die schafft auch mehr.

Interessant ist auch folgender Absatz auf S. 116:

“Gerade mit zunehmender Verdichtung des Alltags durch neue Aufgaben und veränderte Lebenssituationen (Ausbildung, Arbeit, Studium, neuer Wohnort etc.) entwickelt sich ein immer effizienteres Informationsmanagement. Zu wissen, wann welche Information für wen relevant ist, gilt als Kernkompetenz im Online-Verhalten. Die Regeln für die persönliche Informationspolitik sind ungeschriebene Gesetze, die junge Erwachsene als Selbstverständlichkeiten betrachten und entsprechend rhetorisch kultivieren.”

Zu wissen wo man Infos bekommt, wann und für wen diese relevant ist, wird als Kernkompetenz im Online-Verhalten beschrieben.

Unter Schutz der Privatsphäre sind folgendes Aspekte relevant:

  • “Zu wissen, was andere von einem wissen (Kenntnis der eigenen Privatsphäre-Einstellungen)
  • Effektiv zu verbreiten, was andere von einem wissen sollen (Streuen von relevanten Informationen an entsprechende Verteiler)
  • Nicht zu verpassen, was man von anderen wissen will (an die persönlich relevanten Informationen wichtiger Kontakte gelangen)”

(ebd. S 116)

 

You may also like...

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *