4 Tipps zum Schreiben von Lernergebnissen
Lernergebnisse schreiben – oftmals eine eher unliebsames Thema für Menschen, die eigentlich “nur unterrichten” möchten. Es gibt viele Gründe, welche Chancen in Lernergebnissen stecken, aber durchaus auch ein paar Gefahren bzw. Risiken. Lernergebnisse bringen weder Lehrenden noch Lernenden etwas, wenn sie zu wirr und schwammig formuliert sind.
Realität: Wirre und unklare Lernergebnisse
Ein Beispiel-Lernergebnis. Was ist hier nochmal gemeint?
“Die Studierenden werden mit Blooms Taxonomie bekannt, lernen einige Kategorien kognitiver Prozesse kennen und setzen sich auf akademischem Niveau damit auseinander. Sie vertiefen sich im Constructive Alignment-Ansatz.”
So ähnlichen werden intendierte Lernergebnisse bzw. Lernziele oft formuliert (zur Definition und Unterscheidung der Begriffe gibt es hier mehr).
Was man erkennt: Da steckt viel Inhalt drin, der wird gut transportiert. Aber was machen die Studierenden? Was können sie am Schluss? Was kann man, wenn man “bekannt wird” mit etwas? Oder sich vertieft? Wenn man sich auf akademischen Niveau mit etwas auseinandersetzt? Keine Ahnung, wie das geprüft werden könnte. Als Lernende/r steht man weiter im Dunkeln.
Wenn man genügsam ist: Gut, wenigstens weiß man, welche Theorien dran kommen. Von einem transparenten didaktischen Design, in dem Lernende auch mitgestalten können, ihren Lernweg und ihre Lernstrategie mitentscheiden können, ist das aber leider ziemlich weit weg.
Ok, aber wie geht’s besser?
Gerade unterrichte und coache ich den Kohorte #eEd14 im Studiengang eEducation an der Donau-Universität Krems. Thema: Bildungstechnologie und informierte Werkzeugauswahl. Am Schluss sollen die Studierenden digitale Werkzeuge und Funktionen für Lern- und Lehrszenarios auswählen können. Dafür braucht es zuerst mal die Grundbegriffe des didaktischen Designs. Und hier kommen die Lernergebnisse ins Spiel: Im Moment formulieren wir fleißig Lernergebnisse – aber so trivial ist das nicht. Man könnte ja denken: Ähm – Lernergebnisse, da schreibt man nur Sätze. Man wird doch wohl einen gerade Satz schreiben können? Leider nicht ganz so einfach. Deswegen gibt es hier ein paar Tipps:
Tipp 1: Schwammige, unklare Verben vermeiden
Eine Liste von No-Gos: beherrschen – bekannt sein – bewusst sein – erfüllen – erlernen – erwerben – kennen – lernen – merken – verstehen – vertraut sein – wissen
Eine Liste von Verben, angelehnt an Anderson & Krathwohl (1999), die ganz praktisch sind, haben Peter Baumgartner und ich damals für das Projekt VALERU erstellt..
Tipp 2: Ein aktives Verb pro Lernergebnis, Nominalisierungen vermeiden.
Oft wird versucht viel in den Lernergebnissen unterzubringen. Da neigt man zu Nominalisierungen – macht aber leider das Lernergebnis schwammig:
“Gefahren bei der Formulierung von Lernergebnissen werden den Lernenden näher gebracht.”
Problematische Punkte:
- Kein aktives Verb und “näher bringen” ist außerdem nicht wirklich eindeutig (siehe Tipp 1)
- “Gefahren bei der Formulierung”: Da ist enthalten, dass man eigentlich wissen muss, wie man Lernergebnissen formuliert. Entweder das wird bei den Voraussetzungen zur Lehrveranstaltung geklärt oder man sollte “Die Lernenden können Lernergebnisse im Sinne von Constructive Alignment formulieren” als weiteres Lernergebnis angeben. Bei Nominalisierungen sind oft mehrere Lernergebnisse in einem Satz “versteckt”.
Tipp 3: Kann man es beobachten? Beobachtbar = prüfbar
Lernende wissen etwas Bestimmtes – das ist ein Zustand. Problem dabei: Das kann man schwer prüfen bzw. dies sehen. Man kann aber durchaus beobachten, wenn Studierende in einer Diskussion zwischen Theorien differenzieren oder evaluieren, wie sich eine bestimmte Baumaßnahme auf die Stadtplanung auswirkt.
Ein Problem: Was ist mit dem all dem impliziten Wissen, was man während eines Lehr -und Lernszenarios erwirbt? Das muss auch etwas zählen! Nicht alles ist beobachtbar. Was man aber machen kann und sollte am Ende der Lehrveranstaltung: Wertschätzen, welche anderen, nicht-intendierten Lernergebnisse erreicht wurden. Und Bemühungen unterstützen, diese explizit zu machen.
Tipp 4: Verstehen deine Eltern, dein Kind, deine Bekannten, um was es geht?
Gelungen ist dein Lernergebnis, wenn “Unterrichtsfremde” wissen, was gefragt ist. Im Familien und Bekanntenkreis mal nachfragen, ob klar ist, wie die Studierenden geprüft werden. Dabei geht es jetzt nicht um die Inhalte, sondern nur darum, ob klar wird, was die Studierenden tun werden und können sollen. Die Ultimative-Challenge: Parents-/Kids-/Friends-proved!
Deine Tipps?
Welche Tipps hast du noch für das Schreiben von transparenten und klar formulierten Lernergebnissen? Was hat dir so geholfen? Hinterlasse ein Kommentar mit deinen Tipps 🙂